A Die Ausgangslage finden

Wieviel Fragen stehen vor der Entscheidung für ein Wohnmobil?
Fragen und die Vergleiche sind wirklich interessant. Wenn sich jemand dem Thema Camping nähert, werden Fragen wahrscheinlich sehr häufig gestellt oder gedacht. Das Angebot war schon vor 20 Jahren groß und die Möglichkeiten zur Kombination von Einrichtungsalternativen werden immer größer.

 

Auf einem Messebesuch kann einem so ziemlich  alles durch den Kopf gehen. Es ist sehr unterschiedlich und vielleicht auch irrational, wie eine Entscheidung für oder gegen eine Gattung, eine Marke, ein Modell vorbereitet und getroffen wird. Es ist aber auch möglich, dass alle erarbeiteten Kriterien über den Haufen geworfen werden, und die Entscheidung letztendlich durch die Spiegel im Bad oder die Farbe der Sitzpolster getroffen wird.

Als ich mich dem Thema „mobiles schlafen“ genähert habe, stand zuerst der Vergleich der Vorteile von Wohnwagen und Wohnmobilen im Mittelpunkt meiner Analysen.

Ich hatte mich aufgrund des Studiums verschiedener Reisemobil Magazine für ein 7 Meter Alkoven mit großer Heckgarage der Marke A entschieden.
Ich fühlte mich bestens vorbereitet auf dem Caravansalon dieses Fahrzeug zu erwerben. In den Messehallen gab es dann aber plötzlich sehr viele Ausführungen und viele andere Marken B, C, D, E, F, etc. der 7 Meter Alkoven mit Heckgarage. Es war für mich anfangs unmöglich irgend ein für mich relevantes Unterschieds-Kriterium der vielen Varianten zu erkennen.

 

Ich stand in einem Fahrzeug und fragte mich, was ist jetzt hier anders als in den drei Fahrzeugen davor.

Da kam ein Paar herein und unterhielt sich: „Das ist aber mal ein richtig großer Gang. Super.“
Ich dachte: Was soll an einem großen Gang super sein. Ist das nicht Platzverschwendung?
Im Dialog des Paares kam prompt die Antwort auf meine gedachte Frage. „Da haben unsere Hunde viel Platz.“ 
Hunde habe ich keine, also ist ein kleiner Gang für mich OK. 
Den im Gang eingesparten Platz kann ich vermutlich woanders besser gebrauchen.

 

Jetzt wusste ich auf was ich achten könnte, um die unterschiedlichen Eigenschaften der Fahrzeug in ihrem Nutzwert kennenzulernen: Zuhören was die anderen Besucher sagen. 

„Was eine wunderbare große Küche.“
Eine 180cm breite Küche? 
Dieses Paar will unterwegs ein Drei-Gänge-Menü zubereiten. 
Mache ich nicht. 
Kleine Küche ist Ok. 
Wieder Platz gespart.
Ich habe seitdem bei der Womo-Beschau immer ein Metermaß einstecken.

 

„Die Oberschränke haben eine schöne Farbe.“ 

Farbe der Oberschränke? 
Die Farbe ist doch völlig egal. 
Aber ich kann messen wie groß die Oberschränke sind und was da konkret reinpasst?
Oberschränke haben Breite, Tiefe, Höhe, und eine Klappe.
Alles messbar. 
Da gibt es große Unterschiede. 
Ganz große Unterschiede. 
Und das hat sich in den letzen Jahrzehnten nicht geändert.

 

Durch die Kriterien der anderen Messebesucher ist mir klar geworden, dass jedes Detail kleiner oder größer sein kann. Aber auch zu klein und zu groß. Und durch diese Schulung habe ich angefangen jedes Detail der Einrichtung zu messen, zu zählen und seine Nutzbarkeit zu vergleichen. 

Ich hatte das Grundprinzip meiner Wohnmobilauswahl verstanden: die Analyse aller Komponenten des Wohnmobiles, die Ermittlung des Platzbedarfes der Komponenten und der Vergleich aller Komponenten der in Frage kommenden Fahrzeuge. Ich hatte ja noch den ganzen Tag Zeit.

 

Die Länge der Fahrzeuge war im Jahr 1999 bereits an der Modelbezeichnung erkennbar. Das Modell 600, 635, 650, 700 bedeutete jeweils die Länge des Wohnmobiles in Zentimeter. 
Alle Alkoven und Heckbetten waren damals Querbetten mit einer Bettlänge in Fahrzeugbreite minus Wandstärke, also 210 cm oder länger. Es gab deshalb keine Bettenfrage für mich.

Aber alles Andere variierte.

Die zu erwartende Praxistauglichkeit der Komponenten konnte ich anhand meiner allgemeinen Lebenserfahrung selbst überprüfen.

Wie gehe ich ?

Wie stehe ich ?

Wie sitze ich ?

 

Wie liege ich ?

Wie greife ich ?

Wie öffne ich ?

Wie schaue ich ?

Was kann diese Klappe ?

Was passt in diesen Stauraum ?

Fragen über Fragen.

 

 

Toilette mit viel Platz für die Beine ist praktisch.

Toilette mit viel Ablage und Stauraum ist praktisch.

Toilette mit Fenster ist praktisch.

 

Toilette und Dusche getrennt ist praktisch.

Wenn nicht geduscht wird ist die Dusche ein Keiderschrank und Stauraum. Alternativ-Nutzen! Oder ist das auch schon Mehrfach-Nutzen?

Elektrik

Strom gibt es auch schon.

Eine Bleibatterie mit 100 Ah. Das ist ja super.

An Alles wurde gedacht.

Dass es bei der ab Werk verbauten 100 Ah Bleibatterie mit nutzbaren 50 Ah Möglichkeiten zur Optimierung gab, stellte sich schnell nach kurzer Benutzungsdauer heraus.

Die 130 nutzbaren Ampere/Stunden der nachgerüsteten 260 Ah AGM Batterie hat für viele Jahre gut funktioniert und prinzipiell ausgereicht. Aber mit den Jahren entwickelnden sich die Ansprüche an die verfügbare Stromkapazität und ebenso an die Technik der Batterien.

Auch ein kleiner Kühlschrank ist schon dabei.

Gleich unter dem Herd.

Wie praktisch.

Wer nicht viel kocht, wird auch nicht viel kühlen.

Passt.

Im neuen Wohnmobil ist der Kühlschrank doppelt so groß und die Türen öffnen auf Augenhöhe.

Auch Gewohnheiten ändern sich im Laufe der Jahre und das Verständnis für die Technik ebenfalls.

Auch das Verständnis fürs Kochen hat sich geändert und die Küche meines aktuellen Womos ist ebenfalls fast 180cm breit.

In meiner engeren Auswahl standen bereits 5 bis 6 Wohnmobile mit 7 Meter Länge, Alkoven und Heckgarage.


Schnell-Kontrolle des 7-Meter Womos eines weiteren Anbieters auf der Messe mit der bereits erstellten Checkliste:
Dusche, Toilette, Kleiderschrank, Küche, Alkoven, Doppelboden, Sitze. Alles da.
6 Sitze ! … ?
6 Sitze waren bisher nicht in dieser Kombination auf 7 Meter dabei. 
Wie geht das?

 

Das Alko Tiefrahmenchassis ermöglich den Doppelboden. Trotzdem ist der Wohnraumboden so tief, dass die Drehsitze im Fahrerhaus mit den Wohnraumsitzen harmonieren.

Ich reise zwar alleine und 6 Sitze sind eigentlich nicht notwendig. Aber durch die Drehsitze wird das Fahrerhaus bei Bedarf zum Wohnraum. Doppelnutzung! 
Und durch die Absenkung des Wohnraumes wurde der Blick durch die Windschutzscheibe Bestandteil des Sichtfeldes der Wohnraumsitze.

Das war das einzige Wohnmobil in dieser Kombination auf dem Caravansalon 1999.
Das wurde mein erstes Fahrzeug.
Ausgesucht an einem Messetag mit sechs Fingern und einem Metermaß.

 

Die Wohnmobil Magazine sind über die vielen Jahre ein treuer Begleiter zur Beobachtung der Entwicklungen in der Branche geblieben.

Die hilfreiche Funktion der anderen Messebesucher erfüllen seit einigen Jahren zusätzlich die YouTuber. Man kann ganz nah ranzoomen und sich jeden Gedanken mehrmals anhören.

Fragen sind prima.
Die Annäherungen und Wege zum eigenen Wohnmobil sind unterhaltsam und spannend. Die ausschlaggebenden Kriterien erscheinen teilweise abenteuerlich, surreal, und manchmal auch absurd.
Viele Fragen und viel fragen helfen die Kriterien und Kombinationsmöglichkeiten zu strukturieren. Dadurch kann persönlich Relevantes vom Werbe-Design-Gefühl-Schönheits-Schnickschnack getrennt werden. 
Die eigenen Zehn Finger und das eigene Metermaß helfen die Bedeutung der Kriterien besser zu analysieren und die relevantn Fragen einfacher zu beantworten.